Rheinfelden: Ärger um Lautsprecher auf dem Minarett

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Die einen sehen ihr Vertrauen missbraucht, die anderen glauben, nichts Verbotenes getan zu haben: Vor etwa drei Wochen hat die türkische-muslimische Gemeinde Rheinfelden auf dem Minarett der Alperenler-Moschee drei Lautsprecher für den Gebetsruf installiert.

Dabei hatte sich die Gemeinde einst verpflichtet, darauf zu verzichten, als sie im Februar 2002 von der Stadt Rheinfelden die Genehmigung für den Bau des Minaretts bekam.

« Ich fühle mich veräppelt », sagt Baubürgermeister Rolf Karrer. Er habe damals den Vertrag zwischen der Gemeinde und der Stadt unterschrieben. In der hitzigen Auseinandersetzung um den Minarettbau hatte sich Karrer für den Wunsch der Muslime eingesetzt.

Nicht ohne Probleme: « Ich hatte damals viel Ärger mit Bürgern, die gegen das Minarett waren », sagt Karrer. Dass die türkisch-islamische Gemeinde nun gegen die Absprache Lautsprecher installiert habe, hält der Bürgermeister für einen Vertrauensbruch. « Vielleicht geht es dem Vorstand darum, Grenzen auszutesten », vermutet Karrer. Die Stadt werde das aber nicht mit sich machen lassen. Die Verantwortlichen würden sich nun beraten und eine Stellungnahme von der Gemeinde einfordern.

NUR EIN PROVISORIUM

Bedri Karakilinc, einer der Vorsitzenden türkisch-islamischen Gemeinde, zeigt sich keiner Schuld bewusst. Mit der Genehmigung für das Minarett sei damals lediglich eine bestimmte Dezibelzahl als maximale Lautstärke vereinbart worden. Lautsprecher seien laut Karakilinc nicht verboten worden. Die jetzige Anlage mit den drei 30-Watt-Lautsprechern sei im vereinbarten Rahmen und indes nur ein Provisorium, dem das Wetter zu sehr zusetze. Ein professioneller Elektriker solle die Anlage demnächst noch einmal gegen eine andere austauschen.

Obwohl die Lautsprecher bereits an mehren Freitagen – dem wichtigsten Wochentag der Muslime – im Einsatz waren, hatte sich bisher niemand an zu viel Lautstärke gestört. Bis zum vergangenen Freitag. Ein Rheinfelder Bürger hörte die Stimme des zum Gebet rufenden Muezzins bis in den gegenüberliegenden Getränkehandel der Firma Gottstein, bei geschlossener Tür. Daraufhin wendete er sich mit einem Schreiben an Oberbürgermeister Eberhard Niethammer, mit der Frage, ob es mittlerweile eine Genehmigung für eine Lautsprecheranlage gebe.

GRENZWERT FÜR DIE LAUTSTÄRKE?

« Es gibt eine ganz klare Absprache, dass der Gebetsruf vom Minarett nur mit der menschlichen Stimme und ohne elektrische Verstärkung passieren darf », sagt Niethammer, der von der Lautsprecheranlage er am Montagvormittag erfuhr. Eine Dezibelzahl als Grenzwert für die Lautstärke sei nie vereinbart worden, betont der OB. Das Thema sei sehr heikel, deshalb wolle er sich erst noch genauer damit befassen, bevor er ein Urteil fälle.

Werner Ross vom christlich-islamischen Verein in Rheinfelden ist tief enttäuscht, « sprachlos und ratlos », wie er sagt. Ross setzt sich seit Jahren als Vorsitzender des Vereins für ein besseres Zusammenleben zwischen Muslimen und Menschen anderer Konfession ein. Die Lautsprecheranlage werde nun leider zwangsläufig dafür sorgen, dass sich die Menschen über die türkisch-islamische Gemeinde entrüsten werden.

Damit wird auch eine Teil von Ross’ erfolgreicher Arbeit zunichte gemacht. Denn die Gemeinde hatte sich bisher durch ihre Offenheit und Freundlichkeit eine guten Ruf erarbeitet. Zuletzt veranstalteten die Muslime am vorvergangenen Wochenende ihren jährlichen Tag der offenen Moschee.

ALS VERTRAUENSBRUCH GEWERTET

Eine Erklärung für das Verhalten des Gemeindevorstandes hat Ross nicht: « Ich gehe davon aus, dass die Verantwortlichen der Gemeinde wissen, dass sie die Lautsprecher nicht installieren dürfen. » Er sei überrascht, weil die Gemeinde bisher immer betont hatte, unter keinen Umständen provozieren zu wollen.

Ross selbst erfuhr auch erst am Montag von der Existenz der Lautsprecher. In der jüngsten Sitzung des christlichen-islamischen Vereins, sei vom Vorstandsmitglied, das aus der türkisch-islamischen Gemeinde kommt, kein Wort dazu gefallen. Nun werde er den gesamten Vorstand informieren und sich dann mit seinen Vereinskollegen « über den Vertrauensbruch beraten », sagt Ross. Für ihn gibt es nur eine Lösung: Die türkisch-islamische Gemeinde muss die Lautsprecher wieder abbauen.

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